Tierschutz und Social Media

Haustiere als Trend

Süße und lustige Tiervideos sind bei TikTok und Instagram super beliebt. Egal ob Hunde, Katzen oder Kleintiere– Reels und Fotos von Haustieren werden millionenfach geklickt, gelikt und geteilt. Doch viele davon sind nicht so süß oder lustig, wie man auf den ersten Blick denkt.

Tiere und soziale Medien: Ein verstecktes Problem

Es ist nicht immer leicht zu erkennen, wie es den Tieren vor der Kamera geht und es kann schwierig sein, die Körpersprache zu lesen und Anzeichen von Unwohlsein, Stress und Schmerzen zu erkennen.

Auf dieser Seite findest du heraus, welche Tierschutzprobleme bei Social Media besonders häufig vorkommen. Wir zeigen dir, wie du diese erkennen kannst und wie du dich am besten verhältst, wenn du solche Fotos oder Videos siehst.

Social MediaWelche Tierschutz-Probleme gibt es?

Manche Tierschutz-Probleme (z.b. Tierquälerei) sind offensichtlich. Andere sind nicht direkt erkennbar. Dazu gehören:

Problematisches Aussehen

Fotos und Videos von süßen Tieren haben oft eine riesige Reichweite. Leider leiden viele dieser Haustiere unter ihrem Aussehen. Die Beliebtheit der Fotos und Videos auf Social Media kann dazu führen, dass User sich daran orientieren und so zum Beispiel kranke Rassen kaufen oder ihren Tieren Kostüme anzuziehen.

Doch welche Probleme gibt es beim Thema "Aussehen von Tieren" eigentlich genau?

Kostüme

Lustige Kostüme haben nichts an Tieren zu suchen. Sie schränken die Tiere in ihrer Bewegung, Sicht und Kommunikation ein. Besonders gefährlich wird es bei Kostümen, die Körperteile abklemmen oder Hautreizungen verursachen. Auch wenn das Tier seine Temperaturregulation nicht mehr sicherstellen kann und überhitzt, kann es gefährlich werden. Vor allem kurzschnauzige Hunde sind gefährdet, weil sie ihre Temperatur weniger gut regulieren können.

Übergewicht

Übergewichtige Tiere leiden häufig unter Herz-Kreislauferkrankungen, haben Gelenkprobleme und sind eingeschränkt in
ihrer Bewegung. Durch die "lustigen" Videos mit solchen Tieren wird das Problem verharmlost und die Gefahr der Nachahmung steigt.

Tiere mit starkem Übergewicht leben häufig kürzer und sind weniger aktiv und beweglich und neigen zu verschiedenen Erkrankungen. Das Wohlbefinden und die Lebensfreude der Tiere sind eingeschränkt.

Qualzuchten

Bei einer Qualzucht leiden die Tiere unter angezüchteten Merkmalen. Es sind viele verschiedene Arten wie z.B. Hunde, Katzen oder Kaninchen betroffen. Die Tiere haben oft ein besonderes Aussehen, das vielen Menschen gefällt. Sie sind besonders niedlich, klein, groß und bullig oder weisen andere auffällige Merkmale auf. Für die Tiere ist das häufig mit gesundheitlichen Problemen verbunden.

In den sozialen Medien sieht man Qualzucht-Rassen sehr häufig. In den aller meisten Fällen gibt es bei diesen Posts keinerlei Aufklärung, dass es sich um Qualzuchten handelt. Werden diese Tiere häufig auf Fotos und Videos in sozialen Medien gezeigt, entsteht bei vielen Menschen der Wunsch, solche Rassen zu kaufen, ohne über die möglichen Krankheiten nachzudenken.

Kurzköpfige Tiere Qualzuchtmerkmale

Tiere mit flachem Gesicht und kurzer Nase haben eine besondere Kopfform, auch Brachycephalie genannt. Die Tiere sollen durch diese Kopfform süß und niedlich aussehen, sind dadurch aber oft krank. Die Kurzköpfigkeit und einhergehende Atemnot führt auch zu Schlafproblemen (manche Tiere können nur im Sitzen oder mit erhöhtem Kopf schlafen) und zu Problemen bei der Nahrungs- und Wasseraufnahme. Die Hautfalten, insbesondere im Gesicht, sind oftmals entzündet. Auch die großen Augen entzünden sich, weil die Augenlider durch die Augengröße nicht richtig schließen können und in ihrer Schutzfunktion beeinträchtigt sind.
 

Rassen

Bei Hunden sind Rassen wie der Mops und die Französische Bulldogge betroffen. Es gibt auch Katzen mit besonders kurzen Köpfen. Dazu gehören Rassen wie Perser, Exotisch Kurzhaar, Britisch Kurz- und Langhaar. 

Extreme GrößeQualzuchtmerkmale

Bestimmte Hunderassen fallen durch ihre extreme Körpergröße auf. Während der Chihuahua und Zwergspitz (Pomeranian) besonders klein sind, ist die Deutsche Dogge auffallend groß. Die starken Größenunterschiede erschweren den Tieren den Kontakt mit anderen Hunden. Chihuahuas können zudem an Wasserköpfen und nicht vollständig geschlossenen Schädeldecken leiden. Zudem müssen kleine Hunde regelmäßig fressen, da sie sonst an Unterzucker sogar versterben können.

FaltohrenQualzuchtmerkmale

Katzen wie die Scottish Fold wurden so gezüchtet, dass sie nach vorne abgeknickte Ohren haben. Viele finden diese Rasse süß, dabei sind die auffälligen Ohren alles andere als niedlich. Hinter den gefalteten Ohren steckt eine schwere Erbkrankheit, die das Knochen- und Knorpelgewebe im ganzen Körper verändert und den Tieren große Schmerzen bereitet. Sie spielen und bewegen sich deshalb weniger. Auch in der Kommunikation sind die Katzen eingeschränkt. Durch die Stellung ihrer Ohren kommunizieren Katzen normalerweise miteinander. Andere Katzen verstehen die verkümmerten Ohren als Drohung. Dadurch kann es bei der Verständigung zu großen Missverständnissen kommen.

 

Falsches Verhalten gegenüber Tieren

Neben Tieren mit problematischem Aussehen wie Übergewicht, Qualzucht oder das Tragen von Kostümen sieht man auf Social Media auch immer wieder Videos, in denen Tiere (meistens Haustiere) bedrängt werden. Das geschieht oft mit einer guten Absicht. Kinder und auch Erwachsene möchten ihre Tiere kuscheln, auf den Arm nehmen oder küssen. Für viele Tiere ist das aber mit Stress verbunden. Besonders Kleintiere wie Kaninchen oder Meerschweinchen möchten lieber in Ruhe gelassen werden. Auch Hunde und Katzen fühlen sich oft unwohl, wenn sie umarmt und festgehalten werden und zeigen das auch. Leider werden diese Zeichen oft nicht verstanden.

Hunde

Hundefotos und Videos sind besonders beliebt. Es gibt unzählige Accounts, auf denen es ausschließlich um Hunde geht. Leider ist daher besonders oft falsches Verhalten zu beobachten. Hunde werden bedrängt, zum Kuscheln gezwungen und ihre Körpersprache falsch gedeutet. Das ist nicht nur unfair den Hunden gegenüber, sondern kann auch gefährlich werden. Immer wieder kommt es dazu, dass Menschen gebissen werden, weil sie die Anzeichen beim Hund nicht richtig verstanden haben. Besonders gefährdet sind Kinder. Manchmal sieht es auf den ersten Blick aus, als würde sich ein Hund wohlfühlen doch bei genauerem Hinschauen fällt auf, dass er Stressanzeichen zeigt, bzw. sich unwohl fühlt.

Katzen

Katzen sind eigenständige Tiere und mögen es nicht, wenn sie bedrängt und gegen ihren Willen zum Kuscheln gezwungen werden. Wenn sie sich unwohl oder gestresst fühlen, zeigen sie das auf verschiedene Weisen. Zum Beispiel, wenn sie ihren Körper anspannen, die Ohren flach anlegen, mit dem Schwanz schlagen oder sich verstecken. Bei Fotos und Videos in denen Katzen festgehalten und gekuschelt werden, solltest du genau auf die Körpersprache achten. Auch wenn es süß aussieht, kann man leider oft beobachten, dass die Tiere sich gar nicht wohlfühlen.

Kleine Haustiere

Besonders kleine Heimtiere wie Kaninchen, Meerschweinchen und Hamster möchten in Ruhe gelassen werden. Das Bedürfnis zu kuscheln kommt in der Regel von den Menschen und entspricht nicht dem natürlichen Verhalten der Tiere, denn sie sind Fluchttiere. Auf den Arm genommen, gekuschelt und geküsst zu werden bedeutet für sie großen Stress. Beim Halten der Tiere kann es schnell zu Verletzungen kommen.

Mehr Infos über Stressanzeichen

Manche Stressanzeichen sind leicht zu erkennen.So zum Beispiel Reaktionen wie Droh-/Abwehrverhalten: Knurren, Zähneblecken, Schnappen („defensive Aggression“)Andere Anzeichen sind schwieriger zu erkennen, weil sie entweder unauffällig sind oder falsch verstanden werden. Diese sind zum Beispiel: Geweitete Augen, große Pupillen (wenn auch Angst im Spiel ist), Erstarren, Andauerndes, Gähnen, sich zurückziehen und klein machen, Rute einziehen und Ducken, eigene Schnauze lecken, konstantes Belecken von sich selbst oder von anderen, sich kratzen, schütteln, aufreiten und starkes Hecheln.


! Häufig sieht man auch Hunde, die aussehen, als würden sie lächeln. Tatsächlich hat dies mit Spaß und Freude aber nichts zu tun. Die zusammengekniffenen Augen, das geöffnete Maul und die nach hinten gezogenen Lefzen deuten viel mehr darauf hin, dass der Hund gestresst ist. Auch zurückgelegte Ohren und ein starrer Blick zur Seite können darauf hindeuten, dass der Hund sich in dieser Situation unwohl fühlt. 

Katzen werden in Videos besonders oft geärgert und erschreckt. Sie werden auch festgehalten und verkleidet und zum Kuscheln gezwungen. Werden Katzen nicht ernst genommen und ihre Stress- und Angstanzeichen ignoriert, kann es passiert, dass sie angreifen und Menschen verletzen.

Mögliche Anzeichen für Stress/Angst/Bedrängnis sind:

  • Sich der Situation entziehen/flüchten
  • Schwanz schlagen
  • Defensives Drohverhalten (bei Bedrängnis): Geduckte Körperhaltung, Haare sträuben, Ohren anlegen, geweitete Pupillen 
  • Abwehrreaktion: Fauchen, spucken, Pfotenhieb, beißen, Buckel
  • Demutsverhalten: Klein machen, geduckte Körperhaltung, Pupillen weit/blinzeln

Stressanzeichen sind bei Kleintieren leider nicht so leicht zu erkennen. Wenn du die Tiere aber genau beobachtest, kannst du auch hier Hinweise darauf finden, dass sie sich unwohl fühlen. Stressanzeichen sind in den sozialen Medien zum Beispiel oft sichtbar, wenn die Tiere herumgetragen und gekuschelt werden. 

Stressanzeichen bei Kaninchen
Starre, aufgerissene Augen, Zurückgelegte bis angelegte Ohren (Bei Stehohrkaninchen), Hockhaltung, Zucken, schnelle flache Atmung, Blick ins Leere, angestrengter Gesichtsausdruck, Aggressivität

Stressanzeichen bei Meerschweinchen
Leerer und starrer Blick, hervortretende, aufgerissene Augen, Schockstarre (Freezing), Suche nach Schutz (zum Beispiel in einem Häuschen), Zähneklappern, lautes Fiepen, schnelle und flache Atmung, Aggressivität

Tiere werden geärgert

Auf Instagram, TikTok und co. Sieht man jedoch nicht nur Tiere, deren Verhalten falsch gedeutet wird, sondern leider auch Menschen, die Tiere bewusst ärgern und in unangenehme Situationen bringen.

Die große Menge an Zuschauern resultiert nicht nur daraus, dass viele Personen diese Fotos und Videos lustig finden. Auch User, die diese Inhalte eigentlich gar nicht unterstützen möchten, tragen dazu bei. Dadurch, dass sie sich das Video anschauen, kommentieren und vielleicht mit Freunden teilen, lernt der Algorithmus, dass das Video für Zuschauer interessant ist. Er schlägt es dadurch noch mehr Menschen vor und es bekommt eine noch größere Reichweite.

Eigentlich gar nicht lustig

Videos in denen Haustiere geärgert werden, bekommen leider häufig viele Aufrufe und Likes. Besonders oft leiden kleine Hunde. Es gibt Accounts, deren gesamter Content sich darum dreht, einen oder mehrere Hunde zu nerven, sie zu ärgern und zu provozieren. Man nimmt sie trotz deutlicher Drohanzeichen des Hundes hoch, trägt sie herum und zieht ihnen Kostüme an. Die Hunde knurren, bellen und beißen zu. Durch ihre kleine Größe werden diese Anzeichen aber nicht für voll genommen. Wer genau hinsieht, kann erkennen, dass die Hunde bereits beim Annähern der Menschen Stress und Angst haben und sich die Körpersprache verändert.

Problematische Challenges

Beliebt in den sozialen Medien sind auch Challenges mit Tieren.  So gab es bei Instagram und TikTok die Challenge, Katzen doppelseitiges Klebeband unter die Pfoten zu kleben. Die Tiere reagierten mit Angst und Stress. Diese Reaktion empfanden viele User aber als lustig. Weitere Challenges der letzten Jahre bestanden zum Beispiel darin, Katzen Käse ins Gesicht zu werfen, sie vor Wände aus Klarsichtfolie laufen zu lassen oder sie mit Gurken zu erschrecken. Auch wenn viele dieser Challenges erst einmal harmlos wirken, bedeuten sie für die Tiere dennoch Stress, Angst und im schlimmsten Fall Verletzungen.

Was kannst du tun?

Kein Like für Tierleid

Es ist besser auf schlechte Posts gar nicht zu reagieren, also kein Liken, kein Kommentar und kein Teilen. Jede Reaktion bewirkt, dass das Posting als relevant eingestuft wird. Viele Reaktionen geben dem tierschutzwidrigen Thema viel Reichweite!

Andere aufklären

Die meisten Menschen erkennen Tierschutzprobleme auf Social Media nicht. Wenn du siehst, dass jemand, den du kennst, einen Beitrag likt oder dir schickt, kannst du die Person auf das Problem aufmerksam machen. Nur wer Probleme erkennt, kann sich sich richtig verhalten. 

Tierquälerei melden

Wenn du auf Social Media beobachtest, dass ein Tier geärgert oder geqäult wird, solltest du die Inhalte melden. Die Inhalte werden dann überprüft und hoffentlich gesperrt. 
 

Unterstütze Tierschutz-Accounts

Es gibt tolle Accounts, die über Tierschutz-Themen aufklären. Indem du ihre Beiträge likst, teilst und kommentierst, kannst du ihre Arbeit unterstützen.

Teste dein Wissen!

Quiz

Hast du Lust dein Wissen zu testen? Unser Quiz zum Thema "Tierschutz und Social Media" enthält Fragen zu verschiedenen Tierschutzthemen wie Qualzucht, Tierquälerei und dem falschen Umgang mit Haustieren.

HIER KOMMST DU ZUM QUIZ